Das geht raus an alle Männer!

 

 Frau mit Flüstertüte

 

Liebe Männer,

 

geschlechtsspezifische Gewalt meint Gewalt, die gegen eine Person gerichtet ist, weil diese Person einen niedrigeren Status in männlich dominierten Gesellschaften einnimmt. Patriarchalische Strukturen, Stereotype und rigide Vorstellungen davon, was einen „richtigen Mann“ ausmache und die sozial und ökonomisch privilegierte gesellschaftliche Stellung der Männer, die dieser Norm entsprechen, tragen dazu bei, dass geschlechtsspezifische Gewalt sehr häufig vorkommt [1]. Die Ermittlung von Prävalenzen geschlechtsspezifischer Gewalt ist aufgrund von z.B. unterschiedlichen Definitionen des Begriffs in und methodischen Unterschieden zwischen den verschiedenen Studien sehr schwierig [2]. Die extremste Form von Gewalt ist Mord. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 147 Frauen durch einen Partner oder Ex-Partner ermordet [3].

Es ist viel passiert in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zum Schutz von Frauen und Mädchen: Es gibt Frauenhäuser, Beratungsstellen, Selbstverteidigungskurse und Schutzangebote wie das Heimwegtelefon. Dabei geraten jedoch diejenigen aus dem Blick, die die Hauptverantwortung tragen für geschlechtsspezifische Gewalt: nämlich Männer. Beispielsweise geht physische und sexualisierte Gewalt gegen Frauen in den allermeisten Fällen von männlichen Partnern, Expartnern, Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten aus [4].

Wenn wir uns also vorwiegend auf die Opfer fokussieren, tragen wir dazu bei, den Status Quo zu erhalten, anstatt die Ursachen für geschlechtsspezifische Gewalt anzugehen [1]. Geschlechtsspezifische Gewalt ist ein strukturelles Problem und Männer werden in diese Strukturen hineingeboren und hineinsozialisiert. Während wir also die Schuld nicht bei einzelnen Männern suchen sollten, sind es doch Individuen, die sich zu diesen Strukturen verhalten.

Geschlechtsspezifische Gewalt ist eine Form von Diskriminierung. Die Kehrseite von Diskriminierung sind Privilegien. Eine Benachteiligung von Frauen bedeutet, dass Männer profitieren: Zum Beispiel verdienen Männer mehr Geld für die gleiche Arbeit und besetzen mehr Machtpositionen wodurch sie eigene Interessen eher durchsetzen können. Allerdings: Es gibt weder eine rechtliche noch eine moralische Rechtfertigung für strukturelle Ungleichheiten und erst recht nicht für Gewalt. Wenn wir Moral als Verpflichtung dazu definieren, die Rechte anderer uns gegenüber zu berücksichtigen [5], dann folgt daraus, dass es unser aller Verantwortung ist, uns aktiv gegen Ungleichheit und Gewalt einzusetzen. Und ganz besondere Verantwortung tragen diejenigen unter uns, die besonders privilegiert sind.

Liebe Männer, im Kampf gegen Ungleichheit und Gewalt brauchen wir Euch als Verbündete. Nutzt dazu Eure Privilegien! Das ist auf verschiedenste Arten möglich. Jetzt sofort könnt Ihr auf eine Art beitragen: Männer verdienen für dieselbe Arbeit 6% mehr als Frauen.

Spendet diese 6% Eures Novembergehalts für die Beratungs- und Präventionsarbeit der Frauenberatung Frauen-Zimmer e.V. Burscheid

Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt für den Rheinisch-Bergischen Kreis

 

Spendenkonto:

Frauen-Zimmer e.V. Burscheid

Kreissparkasse Köln

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Quellen:

[1] Kilmartin, C., & Allison, J. (2007). Men’s violence against women: Theory, research, and activism. Lawrence
Erlbaum Associates.

[2] Jud, A., & Fegert, J. M. (2018). Herausforderungen und Ergebnisse der Forschung zu Prävalenz sexueller Gewalt and Kindern und Jugendlichen. In S. Andresen & R. Tippelt (Hrsg.), Sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend: Theoretische, empirische und konzeptionelle Erkenntnisse und Herausforderungen erziehungswissenschaftlicher Forschung (S. 67-80). Beltz.

[3] Statista Research Department. (2020). Number of femicide victims in Europe in 2018. Abgerufen am 21.10.2020 von https://www.statista.com/statistics/1096116/femicide-in-europe-in-2018/

[4] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Ed.). (2005). Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland: Zusammenfassung zentraler Studienergebnisse. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/studie--lebenssituation--sicherheit-und-gesundheit-von-frauen-in-deutschland/80694?view=DEFAULT

[5] Tomasello, M. (2020). The moral psychology of obligation. Behavioral and Brain Sciences, 43, 1-58. https://doi.org/10.1017/S0140525X19001742